Foto: Wilhelm Steiner beim Holzfällen
Foto aufgenommen in: Schweiz (1930er)
Zeitpunkt des Interviews: 2002
Interviewte Person: Wilhelm Steiner
Interviewerin: Tanja Eckstein
Am nächsten Tag ist ein kommissarischer Verwalter für das Geschäft gekommen. Dieser kommissarische Verwalter war ein Wiener und ein Dieb. Überall waren Diebe, offizielle und inoffizielle Diebe. Der hat alles, was er an Geld gefunden hat gestohlen, hat einfach alles eingesteckt. Und da hat sich dann irgendeine Diskussion abgespielt, und ich hab laut protestiert, ich konnte ja nicht abschätzen, was wirklich passiert. Ich habe zu ihm gesagt: ‚Sie sind ein Schwein! Sie stehlen hier alles, wieso wissen Sie denn, was in zwei Jahren sein wird? Wieso wissen sie das? Wer weiß, wie sich das verändern wird.'
Dieser kommissarische Verwalter, der Dieb, hat daraufhin den Laden von innen zugesperrt und die Polizei geholt. Er hat behauptet, ich hätte den Führer beleidigt. Wiener Polizisten kamen und haben mich verhaftet und aufs Kommissariat geführt. Der Kommissar hat zu mir gesagt: ‚Sag einmal Buberl, bist du wahnsinnig, wie kannst denn du so etwas sagen?' Ich habe alles abgestritten und gesagt: ‚Bitte sind Sie so lieb, rufen Sie meine Eltern an, ich habe vor dem Laden mein Fahrrad stehen.' Das hat er tatsächlich gemacht. Von dort bin ich zur Gestapo geführt worden und bin ich zu einem gekommen, der mich verhört hat. Der war ganz ein junger Kerl, ein typischer Wiener. Er hat zu mir gesagt:
‚Sag mal, was machst du denn?' Ich hab gesagt:
‚Ich habe doch gar nichts gesagt, ich habe überhaupt nichts gesagt. Der hat dort gestohlen, und es hat ihm wahrscheinlich nicht gepasst, dass ich das gesehen habe. Da hat er mich verhaften lassen.'
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